Im kleinen Kreis wurde am 11. Juni in Tauberbischofsheim ein Verein mit großen Zielen gegründet. Der „Tauberländer Bio-Streuobstwiesen e.V.“ wird sich künftig dem Erhalt der immer seltener werdenden Streuobstwiesen in der Region des Tauberlandes widmen.
Sie zählen zu den artenreichsten und somit wertvollsten Biotopen in Mitteleuropa, die Streuobstwiesen. Doch kaum einer von uns, die wir tagtäglich das Bild dieser Wiesen vor Augen haben, weiß, dass hier tausende Arten aus der Tier- und Pflanzenwelt heimisch sind.
Das publik zu machen und diese immens wichtigen Kleinode in der Verantwortung für unsere Nachkommen zu erhalten, sind ein Teil der Aufgaben, die der Verein künftig in die Hand nehmen will. Dazu Henry Mühlbauer, frisch gewählter Vorsitzender: „Unser Ziel ist es, nach dem Vorbild bereits bestehender Aufpreisprojekte mit regionalem Apfelsaft aktiv für den regionalen Bio-Streuobstbau einzutreten und somit die immer rarer werdenden Biotope zu erhalten. Wir dürfen unseren Enkeln nicht nur Scherbenhaufen hinterlassen. Mit der Pflege der Wiesen und dem Kauf des Saftes kann jeder seinen kleinen und großen Beitrag dazu leisten.“ Den ersten Tauberländer Bio-Apfelsaft soll es – wenn sich die Bäume weiterhin so positiv entwickeln - bereits in diesem Herbst geben.
Die Grundstücke der künftigen Mitglieder werden über den Verein biozertifiziert. Die Zertifizierungskosten trägt der Verein, was auch Besitzern kleinster Grundstücke die Möglichkeit gibt, dem Verein beizutreten. Angst vor den Bioauflagen in Form von „Oh je, was muss ich dazu alles wissen?“ muss keiner haben. Dazu Tobias Hornung, zweiter Vorsitzender des Vereins: „Tatsache ist ja, dass ein großer Teil der Flächen schon lange nicht mehr gespritzt wird. Worauf wir achten müssen, ist, dass die Bäume regelmäßig gepflegt werden, dass vor allem die Artenvielfalt der Wiesen erhalten wird und auch alte Bäume und Totholz die Chance haben, stehen zu bleiben. Wir geben darum Hilfestellung in Form von Beratung, Baumschnittkursen und dergleichen.“
Als Mitglieder sind dem Verein Einzelpersonen ebenso wie Vereine oder Ortsgruppen willkommen, auch reine Fördermitgliedschaften sind möglich. Wohl wird die Pflege der Streuobstwiesen für die Grundstückseigentümer auch in Zukunft eher ein ideelles Ziel, denn ein lukratives Geschäft bleiben, aber mit Hilfe des Aufpreismodells gelingt es, dieses Engagement zu einem guten Teil zu honorieren. Bei dem Modell wird ein Ankaufpreis gezahlt, der in der Regel bis zum Doppelten des Marktpreises für konventionelles Obst beträgt.
Der Verein wird sich zur Bewältigung der umfassenden Aufgaben dem „Steinkauz-Streuobstwiesen-Projekt“ anschließen, das seit genau 30 Jahren in Nordwürttemberg Biostreuobstwiesen erhält und deren Produkte vermarktet. Somit steht ihm ein starker Partner bei allen Fragen von der Biozertifizierung bis zur Vermarktung zur Seite.
Der Vereinsname Tauberland wurde übrigens gewählt, weil er die Region und somit das gesetzte Einzugsgebiet konkret in Worte packt. Es umfasst die Landschaften um die Tauber. Im Norden und Osten begrenzt durch die Mainfränkischen Platten, im Süden durch die Kocher-Jagst-Ebenen, im Westen und Nordwesten durch das Bauland und den Sandstein-Spessart.